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News-Ticker

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Gedenkfeier Gemeinde Neufahrn

Foto Heilmeier

Foto: Heilmeier

 

Rede des 1. Vorsitzenden des Kreis-, Krieger- und Soldatenverbands Freising e.V.,

Otto Radlmeier anlässlich der Gedenkfeier der Gemeinde Neufahrn

„80 Jahre nach Kriegsende am Mahnmal des KZ-Außenlagers Neufahrn“ am Sonntag, den 27. April 2025

 

Anrede,

werte Ehrengäste und so zahlreiche Anwesende,

 

herzlichen Dank für den würdigen Gottesdienst und diese Gedenkfeier. Es ist sehr aufbauend, dass so viele hier sind! Wir erinnern heute in unserer Gemeinde zu Recht an das Ende des II. Weltkriegs vor 80 Jahren, in einer Zeit, wo Krieg, Unsicherheit und Unberechenbarkeit in einem bis vor kurzem nicht für möglich gehaltenen Ausmaß nach Europa zurückgekehrt ist. Vorstellung der eigenen Person auch als ehemaliger Wehrpflichtiger und SaZ/BS. Im April 1945 kam dieser erste „industrialisierte Krieg“ nach über 6 Jahren mit dem Tod von ca. 65 Mio. Menschen, der Zerstörung von Städten, Flucht, Vertreibung, Hunger und Not endlich dem Ende entgegen. Nach und nach kamen Gräueltaten der Nazis ans Tageslicht, wie eben auch das, was in den Konzentrationslagern einschl. ihrer Außenstellen geschehen war. Viele Bürger empfanden dies zunächst als Niederlage, die mit der Besetzung durch die Alliierten einher ging, in Neufahrn durch die „Amis“. Aber die so oft gescholtenen Amis stellten sicher, dass in der Bundesrepublik DEU ein demokratisches Wertesystem entstehen konnte, was bereits nach kurzer Zeit zum Konflikt mit dem autokratischen Wertesystem der Sowjetunion und in den sog. Kalten Krieg führte. Erst 1985 traute sich der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker in einer Rede im Dt. Bundestag von der Chance zum Neubeginn zu sprechen, die wir genutzt haben, so gut wir konnten und von der Befreiung vom menschenverachtenden System der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Und er ergänzte: „An die Stelle der Unfreiheit haben wir die demokratische Freiheit gesetzt“. Diese Rede hat ihm noch 1985 viel negative Kritik eingebracht. Letztlich bescherte uns eine Politik der berechenbaren Stärke, begleitet durch diplomatische Entspannungsbemühungen und eingebunden in Bündnisse die längste Friedensperiode, die wir

jemals hatten. Mit der Wehrpflicht war sichergestellt, dass die gesamte Gesellschaft eingebunden war und der Staatsbürger glaubwürdig für die Verteidigung und für Frieden in Freiheit einstand.

Die Krieger- und Soldatenvereine mit den ehemaligen Wehrpflichtigen der Bw, die meist nicht gerne einrückten, aber ihre Pflicht taten, sowie die Zeit- und Berufssoldaten trugen wesentlich zur Erinnerungskultur bei. Begleitet durch die Zeitzeugen konnten sie glaubhaft für das Motto „Nie wieder Krieg“ und „Mahnen zum Frieden“ eintreten. Doch nach dem Zusammenbruch der SU glaubten viele, der „ewige Friede“ sei nun angebrochen. In der Gesellschaft machte sich die Meinung breit, Demokratie und Frieden seien selbstverständlich und unsere Freiheit sollte weit weg am Hindukusch verteidigen. „Die Anderen“ sollten dafür einstehen. Wir sollten uns aber immer wieder in Erinnerung rufen, dass Kriege keine Naturkatastrophen sind und nicht einfach ausbrechen. Kriege entstehen nicht über Nacht, sie werden vorbereitet und geplant. Sie werden gemacht und wir sollten jede Chance nutzen, diese Entwicklungen zu beeinflussen. Leider ist der Kampf der Wertesysteme wieder zurückgekehrt. Autokraten nutzen das, höhlen

nach und nach die demokratischen Grundrechte aus. Sie scheuen sich nicht, Gewalt nach innen und außen einzusetzen, um ihre Macht zu sichern. Die kriegerische Auseinandersetzung der modernen Art, mit noch zerstörerischen, weitreichenderen, aber auch diffuseren Mitteln wird als Mittel der Politik skrupellos genutzt. Und wir müssen heute leider auch in DEU feststellen: „Wir sind nicht im Krieg, aber auch schon lange nicht mehr im Frieden.“ Es wird jetzt, und wir haben nur begrenzt Zeit, darauf ankommen durch kluge Politik die Voraussetzungen zu schaffen, dass wir wieder in sicheres, berechenbareres Fahrwasser kommen. Es leben nur noch wenige Zeitzeugen des II. Weltkriegs. Aber basierend auf einem immensen

Umfang an Informationsmaterial kann sich jeder informieren. Besonders glaubwürdig sind Dokumentationen aus unserem näheren Umfeld, hier haben unsere regionalen Hobbyhistoriker hervorragende Arbeit geleistet. Die zahlreichen Veranstaltungen in Stadt und Land Freising leisten ebenfalls einen wichtigen Beitrag und meine Hoffnung ist, dass es gelingt die jüngere Generation zu informieren und zu gewinnen. Der heutige Gedenktag ist deshalb wichtig. Die Krieger- und Soldatenvereine im Landkreis pflegen zwar die Tradition, sind aber nicht rückwärtsgewandt und wollen sich in die Informationsarbeit einbringen. Wir können z.B. zur Diskussion über die Einführung einer Allg. Dienstpflicht, dabei auch der Wehrpflicht beitragen. Um die Frage nach dem „Wofür“ klar zu beantworten: es geht nicht um Aufrüstung im Sinne Putins, sondern um glaubwürdige Abschreckung, um Kriegsverhinderung. Das sind wir auch den Opfern des II. Weltkriegs schuldig. Neben der Schirmherrschaft über Dokumentationsfilme und -bücher, sowie der regelmäßigen Durchführung von Gedenktagen, unseren sog. Kriegerjahrtagen, haben wir als KKSV FS eine Website etabliert, um auch die jüngere Generation zu erreichen. Wir sind offen für die Diskussion. Mit unserem Motto „Mahnen zum Frieden in Freiheit“ sind wir eine flächendeckende Friedensbewegung in unserer Gesellschaft. Und wir suchen Nachwuchs, um unsere Vereine am Leben zu halten und weiterhin unseren satzungsgemäßen Auftrag zu erfüllen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.