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Ökumenischer Gottesdienst

Ökumenischer Gottesdienst26042025

Um an das Kriegsende vor 80 Jahren zu erinnern, luden Stadtpfarrer Daniel Reichel, Dekan Christian Weigl und Pastoralreferentin Theresia

Reischl zum Gedenkgottesdienst. Die Geistlichen sorgten mit ihrer Predigt für Gänsehaut.

 

Freising – Am 29. April 1945 kamen aus Richtung Zolling die ersten amerikanischen Truppen nach Freising, der letzte Nazi-Bürgermeisterder Stadt, Hans Lechner, wie auch der Stadtkommandant der SS wurden überzeugt, dass jeglicher weiterer Widerstand zwecklos sei. Als Zeichen der Kapitulation musste der Kaplan an jenem Tag der Freisinger Befreiung vor 80 Jahren zweimal die weiße Fahne an der Stadtpfarrkirche hissen. Um an das Kriegsende zu erinnern, wehen aktuell nicht nur an den Freisinger Kirchen weiße Fahnen. Die Geistlichen der Domstadt rufen zudem zu Gedenkgottesdiensten auf – wie jenen ökumenischen vergangenen Samstag in der evangelischen Christi-Himmelfahrts-Kirche. Hier gestalteten Stadtpfarrer Daniel Reichel, Dekan Christian Weigl und Pastoralreferentin Theresia Reischl eine Predigt, die für Gänsehaut sorgte.

 

Die weiße Fahne auch ein Mahnzeichen

Das Besondere bei dieser Predigt zum zentralen Gedenkgottesdienst: Reichel, Weigl und Reischl teilten sich die große Predigt unter dem Titel „Die weiße Fahne“ auf und fanden dabei Worte, die berührten, aber auch mahnten. „Die weiße Fahne war neben dem Zeichen der Kapitulation ein noch viel tieferes Zeichen, nämlich: Der Krieg ist aus – es ist vorbei“, so Reichel einleitend. Er ergänzte: „Bleiben wir demütig angesichts dieser Erfahrung, dieses Geschenks eines Neuanfangs – bleiben wir dankbar für Frieden, Freiheit und Demokratie.“ Was für Weigl fundamental wichtig bleibt – für Länder sowie für den Einzelnen: „Hört auf. Lasst ab vom Krieg, steigt aus dem Rad der Gewalt aus. Prüft euer Verhalten und stiftet Frieden.“ Die weiße Fahneist deshalb für Reichel nicht nur ein Zeichen der Befreiung, sondern auch ein Mahnzeichen. „Vergesst niemals, was Krieg ist, und vergesst niemals, was zu Krieg führt. Feindschaft und Vorurteile kommen nicht plötzlich, sondern sie wachsen und sie werden genährt“, mahnte Weigl und weiter: „Unsere Freiheit ermöglicht es, sie dahingehend zu missbrauchen, sie abzuschaffen und andere Formen von Staat und Gesellschaft zu etablieren.

 

Rechtsradikalen keine Chance geben

Diesen Gedanken griff auch Landrat Helmut Petz auf, der bei seiner Rede vor Antidemokraten warnte, die weltweit auf dem Vormarsch seien – und das mit demokratischen Mitteln. Was Petz immer wieder zu hören bekomme und zwar in puncto rechter oder rechtsradikaler Parteien und Politiker: „Lasst sie doch mal machen, dann sehen wir es schon.“ Was dabei herauskomme, habe die Welt mit Adolf Hitler laut Petz aber schon einmal erlebt. Und auch jenen Satz, dass die Leute

damals nicht wissen konnten, was aus dieser Akzeptanz gegenüber von Demokratiefeinden entstehen könne, glaube er längst nicht mehr. „Wir können es nämlich vorhersehen“, so Petz, weshalb es für ihn gerade jetzt sehr wichtig sei, jene „wachzurütteln“, die nicht „ohne Gewissen“ unterwegs sind, aber die Gefahr noch nicht sehen oder unterschätzen. „Es gibt immer noch genügend, die das Kriegsende nicht als Befreiung sehen, sondern als Niederlage“, sagte Bürgermeisterin Eva Bönig. Sie erinnerte an die Erlebnisse ihrer Mutter, die als junges Mädchen in Freising miterlebt habe, als es nach dem schrecklichsten Kapitel in der deutschen Geschichte plötzlich jemand sagte: „Es ist vorbei.“ Und genau das alles dürfe niemals vergessen werde, so Bönig, die aber auch all jenen dankte, die sich damals dem Unrecht entgegengestellt hatten. „Die Toten verpflichten die Lebenden“, so Bönig abschließend – die bekannte Aufschrift auf Kriegermahnmäler, die für Bönig nach wie vor

nichts an Bedeutung verloren habe.